Deutscher Jiu Jitsu Bund

Am Wochenende des 15. und 16. August 2015 fand im Dojo des PSV Krefeld 1925 e. V., Abteilung Jiu Jitsu "Makoto" zum wiederholten Male ein Outdoor-Lehrgang statt, welcher zum Ziel hatte, Realitätsnähe und Umsetzbarkeit von Selbstverteidigungstechniken diesmal fernab von Matte und Gi zu erproben.
Neben Stefan Brandt (3. Dan Jiu Jitsu und Cheflehrer des ausrichtenden Vereins) stand in diesem Jahr zusätzlich Frank Reichelt (5. Dan Jiu Jitsu, Cheflehrer der Sportfreunde 06 Sterkrade) aus Oberhausen zur Leitung dieser "etwas anderen Erfahrung" zur Verfügung. Nach kurzer Begrüßung und Vorstellung des angedachten Wochenendes wurde zunächst theoretisch auf die Thematik eingegangen: Grundsätzliche Informationen zu Gewalttaten, Tätern und Opfern wurden sachkundig durch (rechtliches) Praxiswissen von Thomas Pelka (Staatsanwalt) untermauert.

Da man hauptsächlich jedoch nicht zum "Reden bei gutem Wetter" zusammen kam, ging es direkt in "straßentauglicher Arbeitskleidung" in die Aufwärmphase, und zwar themenorientiert körperbetont und "etwas rustikaler" à la "Rugby", nur mit übergroßem Ball. Zwangsläufig ergab sich hieraus die Fallschule auf Rasen und fremden Körpern – die Kontrollierbarkeit der eigenen Bewegungen und die der anderen "Mitspieler" – von der Matte bestens bekannt – war angesichts der "Outdoor-Situation" schnell aus allen Köpfen verschwunden.
Hier war "Action" einer anderen Art gefragt. Doch auch der technische Anteil des Lehrgangs kam nicht zu kurz: Besonderes Augenmerk wurde zunächst auf die Pistolenabwehr gelegt. Hier bekamen die Teilnehmer Gelegenheit, praktikable Techniken (freiwillig) auch mit "schussfähigen" Übungswaffen auszuprobieren.
Mit entsprechender Schutzkleidung musste der eine oder andere feststellen, dass seine Bewegungen schlichtweg zu langsam waren, um sich aus dem gefährlichen Bereich des Schusskanals hinauszubewegen. Ein einschlagendes Projektil ist im Ernstfall immer ein schlagkräftiges Argument, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Neben der Bedrohung mit der Waffe wurden auch diverse Abwehren gegen (waffenlose) Körperangriffe wie Würgen und Umklammern geübt. Kein Wunder, dass die Zeit wie im Nu verflog.

Mit Einbruch der Dunkelheit wartete schließlich ein ganz besonderer "Leckerbissen" auf die Probanden: Alleine einen Weg im Dunkeln zurückzulegen ohne zu wissen, ob andere Personen ihnen begegnen würden und wenn ja, wie sich diese verhalten würden. Einsetzender Regen verstärkte die Intensität dieses spannenden Szenarios, so mancher fand sich plötzlich im Schlamm liegend in Abwehrhaltung wieder. Obwohl die Situation selbstverständlich kontrolliert wurde, war der psychologische Aspekt dieser Herausforderung deutlich zu spüren.
Die Erfahrungen dieses Tages hielten wohl für alle auch noch lange Zeit an... Nach einer kurzen Nacht und gemeinsamem Frühstück wurde der Lehrgang aufgrund des anhaltenden starken Regens dann im Dojo – aber immer noch in Freizeitkleidung – fortgeführt. Zur Erprobung kamen kurze, effektive Abwehren von Stockangriffen und der Einsatz von diversen Hilfsmitteln wie Kugelschreiber oder Handtuch.
Wieder im Einsatz: die Schutzkleidung. Die Tatsache, dass das Wetter nicht ganz mitspielte, tat dem Lerneffekt und der Effizienz des Tuns jedoch keinen Abbruch. Die Rahmenbedingungen der Selbstverteidigung kann man sich eben nicht immer aussuchen.
Es war ein bewegender, sehr intensiver Lehrgang, der alle in seinen Bann zog. Besonders hervorzuheben ist das äußerst positive Klima innerhalb der aus verschiedenen Vereinen bestehenden Teilnehmergruppe, und zwar "outdoor" wie "indoor": Energischer und hochmotivierter Einsatz wurde verbunden mit zeitgleicher Achtsamkeit – gerichtet auf die Unversehrtheit des "Gegners".
Outdoor-Lehrgang erfolgreich absolviert. Weiter so...

Frank Reichelt