Deutscher Jiu Jitsu Bund

Lehrgänge sind immer an Erfahrungen geknüpft.
Sie sind Dreh- und Angelpunkt für die Fort- und Weiterbildung unserer Jiu-Jitsuka im Bereich aller Gürtelgrade, denn auch der Lehrende lernt beim Lehren eine Menge über sich selbst und diejenigen, welche er unterrichtet. Bezeichnenderweise sind es wieder die Dan-Prüfungen der KID im ersten Halbjahr gewesen, welche traditionsgemäß den Abschluss des ersten Halbjahres bildeten. Somit ging auch von den Dan-Prüfungen der KID wieder ein Impuls in das zweite Halbjahr hinein.
Nach der Sommerpause startete der Landesverband des DJJB Nordrhein-Westfalen wieder mit vollem Elan mit seinen Lehrgängen – und es war für jeden Jiu-Jitsuka etwas dabei.
Für Kyu-Grade vom Grüngurt bis II. Streifen Jiu Jitsu stand Stefan Brandt (3. Dan Jiu Jitsu) am 7. September 2019 beim VFB Erftstadt auf der Matte, um hier die jungen Jiu-Jitsuka mit dem Thema: Abwehr gegen gefasste Angriffe, Teil 2 zu begeistern.
 


Am gleichen Tag fand der sehr lehrreiche Prüferlizenz-Lehrgang mit Bernd Kampmann (7. Dan Jiu Jitsu/Referent für das Prüfungswesen DJJB) für Danträger der KID und des DJJB beim Toshido Hagen statt.
 


Tags darauf standen beim TSV Viktoria in Mülheim an der Ruhr für Kyu-Grade vom Gelb- bis zum Grüngurt im Jiu Jitsu Abwehren gegen Distanzangriffe auf dem Programm – Referent war Frank Reichelt (5. Dan Jiu Jitsu).
 

Die Zukunft eines jeden Verbandes und einer jeden Organisation gehört den Kindern und der Jugend – in diesem Sinne und zur Freude aller Anwesenden wurde am gleichen Tag von André Rasche (4. Dan Jiu Jitsu) und seinem Team beim Bujindo Mülheim der zweite Kinderlehrgang dieses Jahres für Kinder aller Gürtelgrade bis 12 Jahre durchgeführt.
Die Festigung des (korrekt) Gelernten und der stetige Zuwachs an Können stehen hier neben der Freude an der Bewegung im Vordergrund.
Am Wochenende vom 14./15. September folgte der verbandsoffene 4. Kooperationslehrgang von DJJB und DJJU – Josef Djakovic (9. Dan Jiu Jitsu/Präsident DJJB/KID) repräsentierte den DJJB und begeisterte in verbands- und Budo übergreifender Art mit seinen Techniken anlässlich des 4. Kooperationslehrgangs von DJJB und DJJU in Karlsruhe.
Der 5. Budo-Herbst-Lehrgang in Bottrop am 28. September 2019, welcher vom Tenwa-Ryu Bottrop ausgerichtet wurde und von Markus Wilger (5. Dan Jiu Jitsu) geleitet wird, war ebenfalls wieder ein Erfolg. Lehrgänge bilden und verbinden Budoka.
 

Ganz in diesem Sinne wurde gut eine Woche vorher, am 22. September 2019, auch der Dan-Vorbereitungs-Lehrgang ab 2. Kyu Jiu Jitsu von Josef Djakovic (9. Dan Jiu Jitsu/Präsident DJJB/KID) und Bernd Kampmann (7. Dan Jiu Jitsu/Referent für das Prüfungswesen DJJB) geleitet.
Nur noch wenige Monate trennten die Prüflinge von der Dan-Prüfung, daher herrschte im Dojo des Bujindo Mülheim eine konzentrierte Stimmung. Die Zusammenarbeit zwischen Lehrer und Prüfling auf dem Dan-Vorbereitungs-Lehrgang ist an Vertrauen auf beiden Seiten geknüpft. Der Prüfling legt offen, was er noch nicht beherrscht und bittet darum, einerseits noch einmal Korrekturvorschläge zu erhalten, andererseits erwartet er von den Lehrern, die aus der Sicht des Prüfungskomitees das Gezeigte beurteilen, auch ein ehrliches Feedback, ob der momentane Leistungsstand – also das, was auf dem Dan-Vorbereitungs-Lehrgang gezeigt wird – voraussichtlich für das erfolgreiche Bestehen der nächsten Dan-Prüfung ausreichen wird.
Es wurde viel konstruktive Kritik im ursprünglichen Sinne geübt, und zwar eine Kritik, die den Namen verdient: positive Kritik und Beratungskritik. Auf dieser Grundlage kann man sehr gut arbeiten, da man durch positive Kritik Rückenstärkung bekommt, um die Beratungskritik in einem offenen und ehrlichen Gespräch auf der Matte aushalten zu können.
Offenheit auf beiden Seiten ist hier der Schlüssel zum Erfolg, der wie folgt aussieht: Intensives Arbeiten an den eigenen Stärken und gleichermaßen an den so genannten "Nicht-Stärken” oder "Noch-nicht-Stärken”, denn es ist kein Geheimnis, dass man erst zu seinen inneren Stärken gelangen kann, wenn man sich über das eigene Können und die eigenen Fähigkeiten ehrlich und intensiv Gedanken gemacht hat und stetig an der Verbesserung seiner Leistungen arbeiten will.

Am Sonntag, 29. September 2019, fand erneut unter der Leitung von Frank Reichelt (5. Dan Jiu Jitsu) ein Dan-Lehrgang des Deutschen Jiu Jitsu Bundes im Dojo des Doshinkai Oberhausen statt. Bezugnehmend auf die aktuelle Prüfungsordnung lag der Schwerpunkt diesmal auf Festlege- und Haltetechniken. Durch den fortgeschrittenen Teilnehmerkreis bis hoch zum 7. Dan Jiu Jitsu ging es wie bei Frank Reichelt üblich weniger um Frontalunterricht, sondern mehr um den (Erfahrungs-)Austausch und das gemeinsame Erarbeiten gegebenenfalls notwendiger Korrekturen.
 

Nachdem die Anwesenden – Vertreter verschiedener Vereine aus NRW und sogar eines Vereines aus Baden-Württemberg – sich gegenseitig die in den jeweiligen Heimdojos praktizierten und damit auch gelehrten Techniken vorstellten, wurden diese detailliert besprochen.
Auch hier gab es kein "besser” oder "schlechter”, sondern "Varianten”.
Die Art des Lehrgangs gestattete es, ausgiebig auf Feinheiten einzugehen, um diese Techniken noch zu verbessern. Das sehr vertrauensvolle, gemeinsame Arbeiten an Dingen, welche man im Rahmen des DJJB den Schülern einheitlich vermitteln möchte, prägte zur Freude des Lehrgangleiters diesen Lehrgangstag. Den fiktiven "Preis für die weiteste Anreise" und einen dicken Applaus bekam an diesem Tag Ines Bartnik (1. Dan Jiu Jitsu) vom TV Hochstetten 1904 e. V. ("Kishido”), die einen Anfahrtsweg von rund 350 km (!) auf sich nahm. Es hat sich gelohnt.

Der Kyu- und Dan-Lehrgang Waffenabwehren, Handhabung Pistole/Schießübungen, welcher am 27. Oktober 2019 in Düsseldorf auf dem Gelände eines Sportschützen Vereines durchgeführt wurde, hatte einerseits Theorie und Umgang mit Faustfeuerwaffen im "Visier". Andererseits standen erneut Theorie und Praxis von Abwehren gegen Faustfeuerwaffen auf dem Programm.
Die Lehrgangsteilnehmer wurden fachkundig von Markus Wilger (5. Dan Jiu Jitsu) und Jürgen Rautert (4. Dan Jiu Jitsu) durch den Lehrgang geführt. Auch dieser Lehrgang ist ein wichtiger Baustein zum Verständnis der Funktionsweise und der Technik von Faustfeuerwaffen. Denn Faustfeuerwaffen sind sowohl in der legalen Anwendung (beim Sportschießen) als auch im Rahmen einer Notwehrsituation bzw. Bedrohungssituation – besonders angesichts medialer Alltäglichkeit von Waffen – kein Spielzeug.

Die beiden Kata-Lehrgänge zur I. und II. Kata am 2./3. November leitete Josef Djakovic (9. Dan Jiu Jitsu, Präsident KID/DJJB). Kata bedeutet aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzt soviel wie Form, Stil, Haltung, aber auch Vorschrift, Muster, Abdruck oder Schablone. Kata im Rahmen der Prüfungsordnung des DJJB bezeichnet die stilisierte Form eines Kampfes gegen einen einzelnen realen Gegner, bei dem Verteidigung, Angriff und Gegenangriff in festgelegter Abfolge und Ausführungsart geübt werden. Wer Kata übt, trainiert zunächst die Einzeltechniken, verbindet diese zur vorgeschriebenen Form und schließlich, wenn der Ablauf der Form erlernt ist, beginnt der Feinschliff.
Ein wesentliches Merkmal von Kata ist die Loslösung vom rein technischen Aspekt des Übens, und das schließt den Wechsel von Anspannung und Entspannung hin zu Harmonie mit ein. An den beiden Lehrgangstagen zur Kata zeigte sich, dass Kata auf Technik, Geschmeidigkeit, dem Miteinander von Tori und Uke und auf sehr, sehr viel Feinarbeit und Konzentration beruht. Es zählen nicht nur die Kraft und der impulsive Einsatz sowie das Verinnerlichen von "Aktion” und "Reaktion”, sondern ebenfalls das Verständnis für Spannung und Entspannung, von welchem Tori und Uke von Anfang der Technik bis zum Schluss durchdrungen sein müssen.
Aus dem Wesen der Kata ergibt sich eine klar festgelegte Ablaufform. Kata – das ist auch der Ablauf des Lehrganges selbst. Nach dem gemeinsamen Verbeugen werden die jeweiligen Techniken im Detail gezeigt und sorgfältig erklärt. Jede Kata aus der Prüfungsordnung des DJJB besteht aus fünf Techniken, die von Tori und Uke jeweils auch seitenverkehrt (also rechts und links) erlernt und so von beiden ausgeführt werden müssen. Nach den einzelnen Techniken folgt die Laufschule, bevor der Lehrgang mit der gemeinsamen Verbeugung endet.
 

Jeder Kata-Lehrgang des DJJB folgt diesem Muster. Im Detail ging der Lehrgangsleiter auf die kleinen Feinheiten der Techniken ein, die gerade denjenigen unter den Lehrangsteilnehmern zunächst Probleme bereiten können, die Kata zum ersten Mal erlernen (laufen). Den Blick hierfür zu schulen, das war die zu leistende "Hausaufgabe”, welche die Teilnehmer mit in ihr Heimatdojo nahmen. Die möglichst getreue Wiedergabe des Erlernten ist wichtig für die Vermittlung von Kata an die Schüler im Dojo vor Ort. Josef Djakovic erklärte weiterhin mit einem Blick auf die Gesamtheit aller Kata-Formen, dass die ersten drei Kataformen nach der Prüfungsordnung des DJJB eigentlich als eine Gesamt-Kata mit insgesamt 15 Techniken (30, wenn man rechts und links betrachtet) gedacht waren und sind.
Hier ist anzumerken, dass die Kataformen Nr. 1 bis 3 die waffenlosen Angriffe (Körper- und Distanzangriffe) beinhalten, während die Kataformen Nr. 4 bis 6 Waffenangriffe (Stock, Messer und Pistole) zum Thema haben. Zu den Prüfungsprogrammen des DJJB für die einzelnen Dan-Grade aus der Prüfungsordnung gehören neben Kata zahlreiche Technikgruppen, die von Dan-Grad zu Dan-Grad variieren, aber untrennbar miteinander verschränkt sind. Somit hängen alle durchgeführten Lehrgänge eng zusammen und bilden eine Einheit.
Vielen Dank an alle Lehrgangsleiter für die lehrreichen Stunden und Tage, an denen viel gelernt und korrigiert werden konnte. "Tiefer Herbst. Mein Nachbar – wie mag' ihm gehen?" (Bashō).

Text: Volker Schwarz & Frank Reichelt
Photos: Sven Harder, Marijo Djakovic und André Rasche