Deutscher Jiu Jitsu Bund

Am Sonntag, den 14. August 2022, fand der zweite Prüferlizenz-Lehrgang im Dojo des Toshido-Hagen e.V. statt. Aufgrund der sehr hohen Temperaturen und aufgrund realistischer/praktischer Gesichtspunkte konnten die Teilnehmer nicht im Gi, sondern in Freizeitkleidung antreten.
Ein Prüferlizenz-Lehrgang ist immer in mindestens zwei Bereiche aufgeteilt. Bereich a: Theorie zur Durchführung und Bewertung einer Prüfung; Bereich b: Praktische Inhalte, die sich z.B. aus den letzten Diskussionen, Erfahrungen und Prüfungen ergeben haben. Außerdem ist immer – gerade im Programm einer Prüfung – der realistische Hintergrund unseres Jiu Jitsu-Systems zu beachten. Zu Beginn wurden von den Referenten Frank Sawallich und Bernd Kampmann (beide 7. Dan Jiu Jitsu) die grundsätzliche Durchführung und die Bewertungskriterien einer Prüfung thematisiert. Dabei ergaben sich einige Fragen zu diversen Bewertungen bei Einzelfällen.
Der praktische Teil stand unter der Überschrift: "Abstand". Das Gefühl für den Abstand zum jeweiligen Gegenüber wurde im Rahmen des Lehrgangs durch gezielte Übungen schnell entwickelt. Gerade bei Techniken mit dem Kurzstock oder dem Langstock ist beim Angriff im eigenen Interesse auf einen realistischen Abstand zum Angreifer zu achten. Bewegungen, die bei waffenlosen Angriffen funktionieren, sind nicht automatisch auf Kurz- oder Langstockangriffe übertragbar. Dadurch ist eine Reihe von bereits im Vorfeld gezeigten bzw. angedachten Abwehren nicht mehr realisierbar! Die Anwesenden waren hier erneut hinsichtlich Kreativität und Realitätsnähe gefragt.
 

Das Training wurde dabei immer wieder durch kurze Wechsel des Angreifers unterbrochen. Hierbei zeigte sich, dass jeder Angreifer unterschiedlich – also individuell – angreift: Sei es hinsichtlich der Geschwindigkeit oder mit Blick auf Explosivität, Aggressivität oder Reichweite. Zum Abschluss standen alle als Angreifer im Kreis, und zwar mit einem Langstock bewaffnet. Ein (unbewaffneter) Teilnehmer in der Kreismitte sollte die Langstock-Angriffe abwehren. So kam zum Abschluss noch einmal zusätzlicher Stress auf, denn es hieß, sich nun in Sekundenschnelle auf die Kette der Angriffe (gleiche Technik, individuelle Ausführung…) einzustellen, diese schnell einzuordnen und bestmöglich abzuwehren. Alle Teilnehmer haben die Angriffe "überlebt" und als Fortgeschrittene bzw. als Dan-Grade gemeistert.

Fazit: Ziel des Lehrganges war es, neben der Vermittlung der theoretischen Inhalte, die eigenen Abwehren – unter Berücksichtigung des realistischen Abstandes – zu überprüfen: machbar oder unrealistisch? Da alle Teilnehmer auch gleichzeitig Multiplikatoren der Inhalte eines Prüferlizenz-Lehrganges sind, ist der Wert eines solchen Lehrganges nicht nur für die Teilnehmenden, sondern auch für das heimische Dojo oder den Heimatverein relevant.
Es war ein sehr schweißtreibender Lehrgang (bei gefühlten 40 Grad Celsius im Dojo), aber insgesamt auch eine sehr erfolgreiche Veranstaltung. Die Teilnehmer haben viele Anregungen für das heimische Training und für ihr persönliches Abwehrverhalten im Sinne der eigenen Professionalisierung mitgenommen. Und der Lehrgang hat viel Spaß gemacht – das darf schließlich auch nicht zu kurz kommen...
 

Text: Bernd Kampmann
Bilder: Carsten Kruhs