Deutscher Jiu Jitsu Bund

Am Sonntag, den 23. Oktober 2022, fand im Dojo des Zanshin Dojo Erftstadt der jährliche Frauenlehrgang des Deutschen Jiu Jitsu Bundes statt.
Die Leitung lag erstmals bei der Referentin für Gleichstellung und Prävention der Korporation Internationaler Danträger (KID), Stephanie Heinrich (2. Dan Jiu Jitsu, Zanshin Dojo Erftstadt), sowie dem Ausschuss-Mitglied Sabine Kloß (2. Dan Jiu Jitsu, Cheflehrerin des Styrumer Turnverein von 1880 e.V.).
Eine Vielzahl an Teilnehmenden kam zu diesem besonderen Thema in Erftstadt zusammen. Vom gelben Gürtel Jiu Jitsu bis zum dritten Dan Jiu Jitsu waren dabei alle Gürtelfarben auf der Matte vertreten und das Verhältnis Männer zu Frauen zeigte sich ausgeglichen. Der erste Teil des Lehrgangs stand ganz im Zeichen von Körpersprache und Selbstbehauptung.
 

Unter Anleitung von Sabine Kloß konnten die Jiu Jitsuka in verschiedenen Übungen zur Distanz ein Gefühl für den eigenen persönlichen Raum aber auch den des Gegenübers gewinnen. Um ein besseres Verständnis sowohl für die Opfer- als auch die Täterrolle zu bekommen, wurden verschiedene Bedrohungs- und Verfolgungsszenarien durchgespielt und die wahrgenommenen Emotionen unter der Moderation von Sabine Kloß anschließend in der Gruppe besprochen.
Viele der männlichen Teilnehmer konnten erstmals nachempfinden, dass z.B. ungewollte Berührungen durch eine fremde Person ein sehr unangenehmes Ekelgefühl auslösen können und damit der gerechtfertigte Wunsch nach Abwehr bzw. Abstellung desselben entsteht. Die Teilnehmerinnen konnten hingegen das Überlegenheitsgefühl eines Verfolgers aus der aktiven Bedrohungsperspektive spüren. Für alle Jiu Jitsuka – ob Uke oder Tori – waren dies ungewohnte, aber wichtige Erfahrungen, um ein besseres Verständnis für die Thematik und Didaktik der Selbstverteidigung für Frauen zu bekommen.
Im Anschluss daran erfolgte das zweckmäßige Aufwärmen. In Vorbereitung auf den Technikteil kamen u.a. kleine und große Schlagpolster zur Anwendung, um verschiedene Schlag- und Tritttechniken sowie deren Kombination zu trainieren.
 

Der zweite Teil des Lehrgangs stand unter dem Motto frauenspezifische Angriffe und Verteidigungen. Stephanie Heinrich war es dabei wichtig, dass die demonstrierten Techniken nicht nur für Frauen geeignet sind. Vielmehr war bei allen Abwehrtechniken der Grundgedanke, dass sich ein körperlich unterlegener Tori – sei es hinsichtlich Kraft, Größe oder Gewicht – erfolgreich gegen einen überlegenen Uke durchsetzt. Eine Situation wie es jeder Jiu Jitsuka z.B. aus dem Kreis-Randori kennt.
Bei der Auswahl der Angriffe legte Stephanie Heinrich Wert darauf, dass sich mögliche Alltags-Szenarien in den Angriffen widerspiegelten: So fanden sich die Teilnehmenden in ungewohnten Situationen auf der Matte wieder. Neben Angriffen im Stand, wie beispielsweise ein Griff von hinten um die Taille oder ein Griff von vorne ums Genick zum erzwungenen Kuss, erfolgten auch im doppelten Sinne zu betrachtende Übergriffe im Sitzen und in Bodenlage. Die demonstrierten Verteidigungstechniken basierten dabei auf einer alltagstauglichen und wirkungsvollen Dreierkombination aus gezielten Schlägen und Tritten.
Die Teilnehmenden waren begeistert von der Effektivität. Als abschließende Übung durften sich die Jiu Jitsuka gegen einen Angreifer im Schutzanzug zur Wehr setzen und das Erlernte anwenden. Am Ende eines außergewöhnlichen Lehrgangs waren die Teilnehmenden begeistert. Hatten sie nicht nur wertvolle Erfahrungen im Bereich der Selbstbehauptung machen können, sondern auch neue, realitätsbezogene Abwehrtechniken erlernt.
 

Text: Stephanie Heinrich
Bilder: Bernd Kampmann, Stephanie Heinrich